Sonderurlaub bei Umzug – Anspruch, Regelungen & Tipps

Sonderurlaub bei Umzug – Anspruch, Regelungen & Tipps

Ein Umzug gehört zu den stressigsten Lebensereignissen überhaupt – neben der Geburt eines Kindes oder einem Trauerfall. Kisten packen, Möbel transportieren, Adressänderungen – all das kostet Zeit, Nerven und Organisation. Viele Arbeitnehmer stellen sich deshalb zu Recht die Frage: Gibt es Sonderurlaub beim Umzug? Und wenn ja, unter welchen Bedingungen habe ich Anspruch? In diesem Beitrag findest du die wichtigsten Informationen, rechtliche Hintergründe, konkrete Regelungen für den öffentlichen Dienst, Tarifverträge, sowie hilfreiche Tipps zur Beantragung von Sonderurlaub für den Umzug.

Sonderurlaub bei Umzug – was bedeutet das überhaupt?

Sonderurlaub ist eine Form der bezahlten oder unbezahlten Freistellung von der Arbeit, die nicht auf den regulären Urlaubsanspruch angerechnet wird. Typische Gründe für Sonderurlaub sind zum Beispiel:

  • Geburt des eigenen Kindes
  • Hochzeit
  • Todesfall eines nahen Angehörigen
  • Umzug

Während viele dieser Gründe durch gesetzliche Regelungen oder Tarifverträge abgesichert sind, bleibt der Sonderurlaub beim Umzug eine Grauzone, die häufig individuell geregelt werden muss.

Tipp: Sonderurlaub bedeutet nicht automatisch “bezahlter Urlaub”. Prüfe, ob dein Arbeitgeber dich wirklich bezahlt freistellt – oder ob es sich nur um eine unbezahlte Freistellung handelt.

Gibt es einen gesetzlichen Anspruch auf Sonderurlaub beim Umzug?

Die kurze Antwort: Nein, im deutschen Arbeitsrecht besteht kein allgemeiner gesetzlicher Anspruch auf Sonderurlaub.

Das Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) regelt ausschließlich den Erholungsurlaub. Eine juristische Hintertür bietet jedoch § 616 BGB. Dieser Paragraf besagt, dass der Arbeitnehmer unter bestimmten Umständen von der Arbeit freigestellt werden muss, ohne dass er seinen Lohn verliert – sofern er für eine verhältnismäßig nicht erhebliche Zeit durch einen in seiner Person liegenden Grund ohne eigenes Verschulden an der Arbeitsleistung verhindert ist.

Ein Umzug könnte unter bestimmten Voraussetzungen als solcher Grund gelten – etwa, wenn er zwingend erforderlich und unverschiebbar ist. Allerdings: Viele Arbeitsverträge schließen § 616 BGB explizit aus.

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Hinweis: Prüfe deinen Arbeitsvertrag. Wenn dort steht, dass § 616 BGB ausgeschlossen ist, hast du keinen gesetzlichen Anspruch auf bezahlten Sonderurlaub beim Umzug.

Sonderurlaub für den Umzug – Regelung im Arbeitsvertrag

Ob du Sonderurlaub für deinen Umzug bekommst, hängt oft vom Arbeitsvertrag ab. Manche Arbeitgeber regeln dort konkret, bei welchen Anlässen Sonderurlaub gewährt wird – ein privater Umzug kann dazugehören.

Beispiel: „Bei einem Umzug des eigenen Haushalts innerhalb Deutschlands wird ein Tag Sonderurlaub gewährt.“

Das ist freiwillig – und je nach Branche, Unternehmensgröße oder Standort unterschiedlich geregelt.

Tipp: Frage bei der Personalabteilung oder deinem Vorgesetzten nach, ob das in deinem Unternehmen üblich ist – auch wenn es nicht im Vertrag steht. Viele Unternehmen gewähren freiwillige Kulanztage.

Tarifvertrag: Anspruch auf Sonderurlaub bei Umzug im öffentlichen Dienst

In Tarifverträgen sieht die Sache oft besser aus. Besonders relevant: der TVöD (Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst). Dort heißt es sinngemäß:

Ein Arbeitnehmender erhält Sonderurlaub von bis zu einem Arbeitstag, wenn der Umzug aus dienstlichen Gründen erfolgt.

Das bedeutet: Wenn dein Arbeitgeber dich versetzt oder der Wohnortwechsel auf Wunsch des Dienstherrn stattfindet, bekommst du einen Tag Sonderurlaub. Bei einem privaten Umzug gibt es keinen automatischen Anspruch – hier entscheiden oft Kulanz oder individuelle Regelungen.

Auch in anderen Tarifverträgen – zum Beispiel in der Metall- oder Chemiebranche – kann Sonderurlaub bei Umzug geregelt sein. Allerdings fast immer nur bei dienstlich bedingtem Ortswechsel.

Hinweis: Tarifverträge gelten nur, wenn dein Arbeitgeber tarifgebunden ist – oder du in einem öffentlichen Dienst arbeitest.

Gibt es Chancen bei einem privaten Umzug?

Ein privater Umzug – etwa aufgrund von Heirat, Familienzuwachs, Trennung oder Immobilienkauf – ist rechtlich kein Anlass für zwingenden Sonderurlaub. Trotzdem gibt es Möglichkeiten:

  • In großen Unternehmen sind freiwillige Kulanzregelungen verbreitet
  • Manche Firmen gewähren ein bis zwei freie Tage bei bestimmten Anlässen
  • Ein Umzug ins Eigenheim wird in Einzelfällen besonders berücksichtigt

Hier gilt: Wer freundlich, frühzeitig und gut begründet anfragt, hat bessere Chancen.

Tipp: Wenn du aus privaten Gründen umziehst, lege schriftlich dar, warum der Umzug unvermeidbar ist (z. B. Fristablauf, Eigentumserwerb, Trennung). Das erhöht die Kulanzbereitschaft.

Umzug aus dienstlichen Gründen – Anspruch auf Sonderurlaub

Wird der Umzug durch deinen Arbeitgeber veranlasst, hast du in vielen Fällen Anspruch auf bezahlte Freistellung. Das betrifft vor allem:

  • Versetzungen
  • Beförderungen mit Ortswechsel
  • Standortschließungen und -verlagerungen

In diesen Fällen zahlen viele Arbeitgeber nicht nur den Sonderurlaub, sondern übernehmen auch einen Teil der Umzugskosten.

Hinweis: Lass dir unbedingt schriftlich bestätigen, dass der Umzug dienstlich veranlasst ist. Nur so sicherst du dir den Anspruch auf bezahlte Freistellung.

Beantragung von Sonderurlaub beim Umzug – so gehst du vor

Je früher du mit deinem Vorgesetzten sprichst, desto besser. Sonderurlaub ist Vertrauenssache – auch wenn es tarifliche oder betriebliche Regelungen gibt.

So stellst du den Antrag:

  1. Informiere dich intern (Tarifvertrag, Betriebsvereinbarung, Arbeitsvertrag)
  2. Sprich persönlich mit deiner Führungskraft oder HR
  3. Reiche einen schriftlichen Antrag ein (siehe Muster)

Musterantrag auf Sonderurlaub für Umzug:

Sehr geehrte/r [Name],

ich plane zum [Datum] einen Umzug meines Hauptwohnsitzes. Aufgrund des organisatorischen Aufwands bitte ich um einen Tag Sonderurlaub.

Grundlage: § 616 BGB / Tarifvertrag / betriebliche Regelung (bitte zutreffendes einfügen).

Ich danke für Ihre Prüfung und freue mich auf eine Rückmeldung.

Mit freundlichen Grüßen

[Dein Name]

Tipp: Lass dir die Genehmigung immer schriftlich bestätigen – z. B. per E-Mail oder als Aktennotiz.

Urlaub bei Umzug – regulärer Urlaubsanspruch als Alternative

Wenn dir kein Sonderurlaub gewährt wird, kannst du natürlich deinen normalen Urlaubsanspruch nutzen. Das ist unkompliziert, hat aber den Nachteil, dass dir ein Urlaubstag „verloren geht“.

Tipp: Nutze Brückentage oder verlängere das Wochenende strategisch. Auch ein Umzug am Freitag mit einem Tag Urlaub ist oft besser als ein stressiger Samstag mit Bürokratie.

Umzugsurlaub in der Praxis – so machen es andere

Beispiele aus der Praxis zeigen, dass Sonderurlaub bei Umzug unterschiedlich gehandhabt wird:

  • Konzern A (Produktion): 1 Tag bezahlter Sonderurlaub bei Umzug innerhalb Deutschlands, auch privat
  • Start-up B (IT): Keine Regelung, aber kulante Homeoffice-Tage auf Anfrage
  • Stadtverwaltung C: 1 Tag Sonderurlaub bei dienstlichem Umzug laut TVöD
  • Pflegedienst D: Kein Sonderurlaub, private Umzüge müssen mit Urlaub abgegolten werden

FAQ – Häufige Fragen zum Sonderurlaub beim Umzug

Wie viele Tage Sonderurlaub gibt es beim Umzug?

In der Regel ein Tag – wenn überhaupt. Manchmal auch zwei, meist nur bei dienstlichem Umzug.

Gilt Sonderurlaub auch bei Umzug ins Ausland?

Nur wenn dienstlich veranlasst. Bei privaten Auslandsumzügen greift meist kein Sonderurlaubsanspruch.

Kann ich Sonderurlaub rückwirkend beantragen?

Nein, das ist unüblich und wird selten bewilligt. Stelle deinen Antrag immer im Voraus.

Was, wenn der Arbeitgeber ablehnt?

Dann kannst du regulären Urlaub nehmen oder – in Ausnahmefällen – unbezahlte Freistellung beantragen.

Wie argumentiere ich bei einem privaten Umzug?

Verweise auf Fristen, Eigentumserwerb, Familiensituation oder vergleichbare Kulanzfälle im Unternehmen.

Fazit: Sonderurlaub ist möglich – aber kein Selbstläufer

Ein Umzug kostet Zeit, Nerven und Organisationstalent. Ob dir dein Arbeitgeber dafür einen Sonderurlaubstag gibt, hängt vom Einzelfall ab. Ein gesetzlicher Anspruch besteht nur selten, doch über Tarifverträge, Betriebsvereinbarungen oder Kulanzregelungen bestehen reale Chancen auf Freistellung.

Wer gut vorbereitet ist, höflich kommuniziert und die richtige Grundlage kennt, erhöht seine Erfolgschancen deutlich.

✅ Checkliste für deinen Umzugsurlaub:

  • Tarifvertrag prüfen (TVöD, Metall, Chemie etc.)
  • Arbeitsvertrag lesen – gibt es eine Sonderurlaubsregelung?
  • Betriebsvereinbarung einsehen
  • Gespräch mit Vorgesetztem führen
  • Antrag frühzeitig stellen
  • Brückentage und Wochenende strategisch nutzen
  • Schriftliche Bestätigung sichern